Stressverständnis und -bewältigung

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Stress und seine Entstehung

Stress beeinflusst unsere Gesundheit erheblich und entsteht, wenn wir Reize nicht bewältigen können. Reize sind innere und äußere Einflüsse wie Kälte, Verletzungen, Armut, Selbstzweifel, Zugehörigkeit oder Anerkennung. Ob Reize zu Stress führen, hängt zum einen davon ab, wie wir sie bewerten und ob wir die notwendigen Ressourcen zur Bewältigung haben. Jeder Mensch nimmt Reize somit unterschiedlich wahr: Was für den einen stressig ist, kann für den anderen unproblematisch sein. Haben wir die passenden Ressourcen, empfinden wir den Reiz als bewältigbar. Fehlen uns diese Ressourcen, entsteht Stress. Interessanterweise kann es auch vorkommen, dass wir die notwendigen Ressourcen zwar besitzen, sie jedoch nicht bewusst wahrnehmen und deshalb dennoch Stress entsteht. Gleichzeitig gibt es Reize und Situationen, die für die meisten Menschen herausfordernd und belastend sind – auch das ist völlig normal.

Die Entstehung von Stress, step by step

Wie bereits erwähnt, ist das Stresserleben zu einem großen Teil von uns selbst abhängig, auch wenn es manchmal nicht so scheint. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass man „selbst schuld“ ist, wenn man Stress empfindet oder es immer in der Eigenverantwortung liegt. Vielmehr zeigt es, dass wir oft mehr Einfluss auf unser Stressempfinden und dessen Intensität haben, als uns bewusst ist. Zwischen dem wahrgenommenen Reiz und dem eigentlichen Gefühl von Stress gibt es mehrere Schritte, auf die wir aktiv Einfluss nehmen können.
Diese Schritte sind:

Stressbewältigung

Wenn wir gestresst sind, gerät also unser inneres Gleichgewicht durcheinander, und wir bemühen uns, es durch gezielte Stressbewältigung wiederherzustellen.

Wichtig bei der Stressbewältigung ist das Bewusstsein, dass es diese einzelnen Schritte überhaupt gibt. Oft laufen sie automatisch ab, quasi im Autopilot-Modus. Wir nehmen weder ihr Vorhandensein noch ihren Ablauf bewusst wahr. Hilfreiche Fragen, die uns in solchen Momenten unterstützen können, sind: Wie schätze ICH den Reiz ein? Warum BEWERTE ICH ihn als gefährlich? Welche wertvollen Ressourcen stehen MIR zur Verfügung, die ich jetzt effektiv nutzen kann? Indem wir uns solche Fragen stellen, lösen wir uns von der Passivität und können bewusst versuchen, den Reiz zu bewältigen bzw. zu reflektieren, ob er wirklich so gefährlich für uns ist wie anfänglich eingeschätzt. Dadurch entsteht weniger ein Gefühl der Ohnmacht.

Es ist vollkommen menschlich und normal, Stress zu empfinden – auch das gehört zum Fluss des Lebens. Stress zu spüren macht niemanden schwach oder unfähig. Manche Lebenssituationen sind schlichtweg unglaublich herausfordernd, und das darf so sein.

Gleichzeitig lernen wir mit der Zeit immer mehr über uns selbst: Welche Wege der Bewältigung uns helfen und welche weniger. In manchen Fällen kann es auch die richtige und wichtige Entscheidung sein, externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Das ist ebenfalls ein wertvoller Teil der Stressbewältigung und ein Ausdruck von Stärke, für sich selbst zu sorgen.

Die problem- und emotionsorientierte Bewältigung

Die Stressbewältigung kann man an zwei Hauptquellen umsetzen:

  • Entweder am Reiz/Situation (Problem) selber. Man setzt sich aktiv mit dem Reiz auseinander, sucht nach Lösungen, plant Handlungen und ergreift konkrete Maßnahmen, um den Reiz zu bewältigen oder zu ändern. Dies kann auch die Unterstützung von anderen beinhalten.
  • Oder an der nun ausgelösten Emotion/Reaktion. Man versucht, die eigenen durch den Reiz entstandenen Emotionen zu regulieren, sie zu beruhigen oder zu verändern, ohne den Reiz an sich zu verändern. Das kann durch Emotionsregulation, kognitives Umdenken oder Akzeptanz der Emotionen geschehen. Auch hier könnte professionelle Unterstützung heran gezogen werden. Dies ist besonders hilfreich, wenn wir wenig an dem Reiz oder der Situation selbst ändern können.

Die meisten kennen Bewältigungsstrategien, mit denen wir versuchen, Stress zu vermeiden oder zu vergessen. Doch dabei ist Vorsicht geboten: Was kurzfristig Erleichterung verschafft, kann langfristig neue Herausforderungen mit sich bringen. Ein Beispiel hierfür ist ein gesteigerter Konsum von Substanzen wie Alkohol, Cannabis oder Nikotin.

Deshalb lohnt es sich, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln, die uns stärken, ohne zusätzliche Probleme zu schaffen. Diese fördern nicht nur unser Wohlbefinden im Moment, sondern unterstützen uns auch nachhaltig auf unserem Weg durch stressige Lebensphasen.

MindPower: Praktische Tipps für deine Stressbewältigung

Wie bereits erwähnt, können wir entweder das eigentliche Problem (Reiz) oder die daraus resultierende Stressemotion angehen.

Problemorientierte Bewältigung

  • Hierbei kann die Übung aus dem Bereich "MindPower" sehr hilfreich sein.
  • Dieser bietet dir einen Überblick über deine Ressourcen, auf die du nun zurückgreifen kannst, um das Problem zu bewältigen.
  • Überlege, welche wertvollen Kompetenzen, Fähigkeiten oder Unterstützer*innen dir zur Verfügung stehen.
  • Nimm dir einen Moment Zeit, um in dich zu gehen und all deine tollen Ressourcen zu aktivieren, ohne zu schnell in das "Ich kann das eh nicht" zu verfallen.
  • Denke an bereits Geschafftes: Was hast du damals gemacht? Was hat dir geholfen? Wie kannst du das auf die jetzige Situation übertragen?
  • Denk daran: Dies ist nicht das erste Problem, dem du begegnest, und es wird nicht das letzte sein, das du erfolgreich bewältigen wirst.
  • Nach Hilfe/Unterstützung zu fragen ist ebenfalls eine problemorientierte Bewältigung und kein Zeichen von Schwäche oder ähnlichem

Emotionsorientierte Bewältigung

  • Oftmals muss der Stressreiz selbst nicht direkt bewältigt werden oder er liegt außerhalb unserer Kontrolle.
  • Trotzdem sind wir nicht machtlos. Wir können hervorragend an unserer Stressreaktion arbeiten.
  • Folgende Strategien können dabei helfen:
  • Achtsamkeit: Nutze das "MindPower der Achtsamkeit".
  • Selbstreflexion: Nimm dir Zeit, um dir folgende Fragen zu stellen:
  • Warum nehme ich den Reiz als so gefährlich wahr?
  • Ist er wirklich eine Bedrohung oder Gefahr für mich?
  • Sprechen hier meine Emotionen oder mein Verstand?
  • Kann ich ihn auch anders wahrnehmen?
  • Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf?
  • Sind diese Gedanken realistisch? Dienen sie mir gerade?
  • Wird dieser Reiz langfristig für mich eine Rolle spielen?
  • Was würde mir jetzt gut tun?

Weitere Hilfen:

  • Bewegung hilft, um das entstandene Adrenalin abzubauen. Finde heraus, was dir gut tut – sei es Spazierengehen, Joggen, Kraftsport oder Fahrradfahren.
  • Rede mit einer dir nahestehenden Person darüber und hole dir Unterstützung. Du bist mit deinem Gefühl nicht allein.
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