Emotionsregulation

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Was sind Emotionen und wie entstehen sie?

Emotionen sind für unser Leben notwendig und hilfreich. Sie signalisieren uns, wie wir bestimmte Ereignisse oder Situationen beurteilen (können): Freude zeigt uns, wir finden etwas toll, Angst sagt uns, hier verbirgt sich eine Gefahr, Wut kann ein Signal dafür sein, dass wir uns ungerecht behandelt fühlen. Somit sind Emotionen nicht bloße Reaktionen, sondern wertvolle Wegweiser, die uns helfen, uns in der Welt zurechtzufinden. Wann empfinden wir etwas als erfreulich, frustrierend oder angsteinflößend? Emotionen entstehen vor allem dann, wenn ein Reiz/eine Situation ein Ziel oder ein Bedürfnis für uns darstellt.

Unsere Gefühle sind eng mit unseren Gedanken verbunden. Was wir über einen Reiz denken, beeinflusst stark, welche Emotion wir dann empfinden und andersrum. Zum Beispiel kann ein Regenschauer für jemanden nervig und für jemand anderen erfrischend sein – es kommt darauf an, wie wir den Reiz in der Situation bewerten. Auf die Bewertung eines Reizes folgt dann (als Reaktion) unsere Emotion. Diese Bewertung - sie kann bewusst oder unbewusst erfolgen - spielt immer eine entscheidende Rolle für die Emotion.

Es gibt Reize oder Situationen, die bei den meisten Menschen ähnliche Emotionen hervorrufen. Das unterstützt uns dabei, die Emotionen anderer überhaupt einmal nachzuvollziehen und - wichtig - anderen gezielt helfen zu können. Trotzdem sollte man nicht automatisch von den eigenen Empfindungen auf die anderer schließen.

Emotionsregulation als wertvolle Ressource

Emotionen sind etwas tolles und wertvolles. Sie können jedoch überwältigend werden, wenn wir nicht lernen, auf gesunde Weise mit ihnen umzugehen. Die Emotionsregulation ermöglicht es uns, im aktiven Austausch mit unseren Gefühlen zu sein und ein Gleichgewicht zu finden. Statt Emotionen als unkontrollierbare Kräfte von außen zu sehen, sollten wir sie als wichtigen Teil unseres Menschseins begreifen. Indem wir sie besser verstehen, können wir einen achtsamen Umgang mit ihnen entwickeln. Dazu zählen alle Prozesse, mit denen Menschen beeinflussen, 1) welche Emotionen sie haben, 2) wann sie sie haben und 3) wie sie sie erleben und ausdrücken. Auf diese Weise können wir (extreme) emotionale Schwankungen reduzieren und räumen ihnen nicht zu viel Gewicht in unserem Denken und Handeln ein. Die meisten Bemühungen zur Emotionsregulation im Alltag zielen darauf ab, die Dauer, Intensität, oder den Zeitpunkt unangenehmer Emotionen zu verringern und angenehme zu verstärken. Dabei geht es nicht darum, unangenehme Gefühle zu unterdrücken oder zu verdrängen, sondern, im Gegenteil, um deren bewusste Wahrnehmung und Regulation.

Emotionsregulation: Wie geht’s?

Die Emotionsregulation kann in jeder Phase des Verlaufs von Emotionen eingesetzt werden. Dadurch haben wir die Möglichkeit, sowohl vor dem Auftreten der Emotion als auch nach der Entstehung noch Einfluss zu nehmen. Die Emotionsregulation, kann je nach Phase der Emotion, auf verschiedene Arten erfolgen.

Phase Beschreibung
Situationsselektion- und modifikation Entscheidung, in welche Situationen man sich begibt oder nicht. In der Situation selbst versuchen sie zu kontrollieren/zu verändern. Zum Beispiel: Vermeidung von größeren Menschenansammlungen oder Planung zur Kontrolle der Situation bsp. Konzert
Aufmerksamkeitslenkung Bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte der Situation, um Emotionen zu beeinflussen. Beispiel: Konzentration auf die Band während eines Konzerts, nicht auf die Menschenmenge.
Neue kognitive Bewertung der Situation Der Versuch, die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten, um Emotionen zu regulieren. Beispiel: Fokus auf positive Aspekte wie die Freude der anderen und die Lieblingsband

Reaktionsveränderung

Veränderung der Reaktion auf bereits entstandene Emotionen. Beispiel: Vorschlag, einen ruhigeren Ort zu suchen, um Panikgefühl zu regulieren.

Erfolgreiche Emotionsregulation erfordert bewusste Wahrnehmung. Um eine Situation zu ändern, müssen wir sie zunächst erkennen, um sie neu zu bewerten, müssen wir andere Aspekte ihrer bewusst wahrnehmen. Im Autopilot-Modus z.B., wenn wir uns unserer Emotionen und deren Auslöser im Alltag gar nicht bewusst sind, ist eine solche Steuerungnur schwer möglich.

Auch bei Stress ist Emotionsregulation hilfreich, da Emotionen immer begleitende Erscheinungen von Stress sind. Menschen neigen unter Stress dazu, impulsiv zu handeln. Sie können dann in einen Erstarrungs-, Flucht- oder Angriffsmodus verfallen, ausgelöst durch überwältigende Emotionen. Diese Emotionen können uns stark in ihren Bann ziehen. Durch die gezielte Regulation unserer Emotionen sind wir in stressigen Situationen besser in der Lage, unsere Kognition einzuschalten und unsere Emotionen als stützende Wegweiser zu nutzen. Erfolgreiche Emotionsregulation mindert zudem unser Stressempfinden an sich, da die emotionale Reaktion einen großen Teil des Stresserlebens ausmacht.

MindPower: Praktische Tools für deine Emotionsregulation

Die Theorie zeigt, dass mehrere Schritte zur Entstehung einer Emotion führen. Wir haben dabei verschiedene Einflussmöglichkeiten:

Wenn häufig starke Emotionen auftreten, kann ein Emotionstagebuch sehr hilfreich sein. Durch das Führen eines Tagebuchs, indem du deine Emotionen und die auslösenden Situationen festhältst, kannst du Muster erkennen und dich besser vor bekannten emotionalen Auslösern "vorbereiten" bzw. sie besser für dich nutzen.

Wenn die Emotion bereits entstanden ist, können folgende Techniken helfen:

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